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BENE EPIDEMIE IN DE 1 6e EEUW.
Bijlage D.
EXTRACTEN UIT BRIEVEN VAN MARTIJN LUTHER.
Wittenberg, 27 Augustus 1529. 1)
i) M. Luther. Sammtliche Schriften. 21 Th., herausgegeben von
J. G. Walch. Halle 1749. 2e Brief n<>. 723, p. 1183.
,Die Englische Pest soil beij uns und in Zerbst wüten
viele halten davor, dass sie auch hier schon anhebe, ich
aber glaube es nicht. Unser Schösser hat sich selbst durch
seine Einbildung kranck gemacht, da er sonst nichts Böses
spürte, als seine Gedancken. Denn wenn das der Anfang
solcher Kranckheit ware, so müste ich sie in den drey Jahren
und vorhin schon offt gehabt haben. Denn ich habe in
mancher Nacht geschwitzet und bin vor Angst erwachet.
und haben mich meine Gedancken auch angefangen zu
plagen, und wenn ich ihnen batte nachgehangen, so liige
ich, wie andere, die da gelegen und sich selbst aufgeop-
fert haben.
Das schreibe ich dazu, dass ihr das Volck mit mir
ermahnet nicht so schüchtern und kleinmüthig zu seyn,
und sich selbst durch Gedanken eine Kranckheit zu zuziehen,
ehe sie da ist. Wir haben viele gleichsam mit Gewalt er-
wecket, die sich schon in einen schweijss gestürzet hatten,
die jetzt lachende sagen, sie lagen vielleicht noch, wenn
sie nicht wilren aufgeweckt worden. Nicht dass man diese
Krancheit verachten müsste, sondern dass man einen Unter-
schied halten muss, wenn wir sehen, dass jemand aus Ein
bildung und Furcht, nicht aber in der That und durch
Ansteckung drein fallet. Denn die Einbildung macht den
Fall, und die Gemüthsbewegungen gehen über den Leib
mitetc.